Sehr wenige neue Büroflächen kommen derzeit in Wien auf den Markt. Bei EHL erwartet man für heuer mit nur noch 120.000 Quadratmeter ein Rekordtief bei der Neuproduktion. Die Vermietungsleistung steigt dagegen weiter an und dürfte heuer rund 280.000 Quadratmeter betragen. Die Zahlen von Otto Immobilien weichen nur geringfügig davon ab: Hier rechnet man mit 110.000 Quadratmeter an neuen Flächen und einer Nachfrage von 260.000 Quadratmeter.

 

EHL-Büromarktexperte Stefan Wernhart sieht eine erhöhte Nachfrage im mittleren und gehobenen Preissegment, und sie konzentriere sich auf Neubauprojekte.

 

Selbstgenutzter Erste Campus

 

Neben dem "Silo" in Wien-Liesing, der zu Jahresende bezogen werden soll, ist 2014 auch das Baujahr der Bauphase 5 des "Euro Plaza". Kapsch Carriercom hat dort vor wenigen Wochen rund 6800 Quadratmeter bezogen.

 

Manche laufenden Projekte werden ausschließlich für bestimmte Mieter gebaut, wie die neue Wiener-Wohnen-Zentrale "Gate 2", die die BAI gerade bei den Gasometern finalisiert. Oder es handelt sich dabei gleich um quasi selbstgenutzte Objekte, wie beim "Erste Campus", den die Erste Immorent am neuen Hauptbahnhof für den eigenen Konzern errichtet. Die Baustelle ist schon weit gediehen, der Campus wird aber erst 2016 nach einer ausgiebigen Testphase bezogen werden. Beobachter bezeichnen ihn schon jetzt als eines der innovativsten neuen Projekte in Wien.

 

Holz-Büroturm in der Seestadt

 

Ein weiteres könnte ausgerechnet in der Seestadt Aspern entstehen, von der manchmal befürchtet wird, sie könnte zur bloßen "Schlafstadt" werden. Die Kerbler-Gruppe hat im Frühjahr angekündigt, im "Seeparkquartier" einen Büroturm aus Holz verwirklichen zu wollen. Das Projekt ist derzeit noch in der Planungsphase, die Pläne von Architekt Heinz Lutter sehen zwei einander gegenüberliegende Gebäude mit je rund 12.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche vor.

 

Eher Zukunftsmusik ist auch noch das "Forum Donaustadt". Direkt neben der U1-Station Kagran sollen hochwertige Büroflächen in drei Gebäuden - "Forum Primus", "Forum Duplex", "Forum Cubus" - entstehen. Insgesamt sollen es rund 62.000 Quadratmeter vermietbarer Fläche werden, berichtet Alexander Fenzl, Büromarktexperte von Otto Immobilien. Dass diese aber 2017 fertig werden, sei "eher unwahrscheinlich".

 

Rathausstraße und Hauptbahnhof

 

Im selben Jahr dürfte die Neubebauung der Rathausstraße 1 fertig werden. Wien-Holding-Tochter WSE will den Bauplatz des aufgelassenen Rechenzentrums der Stadt Wien neu bebauen, dort dürften rund 10.000 m² entstehen.

 

Jedenfalls 2017, möglicherweise auch schon 2016 dürfte das Projekt "Puro" am neuen Wiener Hauptbahnhof fertiggestellt werden. Die ECE will hier 11.300 m² errichten, Fenzl schätzt, dass der gewünschte Vorvermietungsgrad von 30 Prozent bald erreicht sein wird, schließlich sei der neue Hauptbahnhof eine sehr attraktive Lage. Baustart ist für den heurigen Herbst vorgesehen, Fertigstellung für Mitte 2016.

 

Orbi und Viertel Zwei Plus

 

Ebenfalls am Hauptbahnhof entwickelt die Signa Holding das oft als "Filetstück" des neuen Stadtteils bezeichnete Baufeld A.01, das man nach Angaben des Konzerns durchaus spekulativ, also ohne wesentliche Vorvermietung, bebauen will. 70.000 Quadratmeter an vermietbarer Fläche sollen hier entstehen, allerdings ist noch nicht sicher, ob davon ein kleinerer Teil nicht auch als Hotel genutzt werden wird.

 

Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate der Bank Austria, würde sich ohnehin "eine Spur mehr spekulativen Bürobau in Wien" wünschen, wie er im vergangenen Mai auf einer Pressekonferenz in Wien sagte. Ausgerechnet ein bereits groß angekündigtes Projekt, an dem die Bank Austria beteiligt ist, wird nun aber doch nicht kommen: Der "Marina Tower" am Handelskai wurde Anfang diesen Jahres noch in der Planungsphase - wie berichtet - vom Büro- zum Wohnturm umgewidmet.

 

BA-Campus und "Smart Office"

 

Zwischen 60.000 und 70.000 Quadratmeter an neuen Büroflächen dürften dafür auf dem neuen Bank Austria Campus am Nordbahnhofgelände entstehen - wohlgemerkt: für Dritte. Die Bank plant dort einen Gebäudekomplex mit einer Bruttogeschoßfläche von rund 200.000 Quadratmetern, der nur teilweise als neuer Konzernsitz genutzt werden soll. Gebaut wird daran im Gegensatz zum Erste Campus noch nicht, man wartet noch auf diverse Genehmigungen.

 

Baugenehmigt und zu einem gewissen Grad vorverwertet ist das "Smart Office" der Hochtief am Praterstern. Die 28.000 Quadratmeter könnten noch 2016 fertig werden, glaubt Fenzl. Das gilt auch für den "Orbi Tower" mit 17.000 Quadratmeter, den ein Entwickler unter wirtschaftlicher Kontrolle der Wiener Stadtwerke als "Schlussstein" der Bürostadt TownTown in Wien-Erdberg errichten will. Eher erst in drei Jahren dürfte die geplante Erweiterung des "Viertel Zwei" in der Leopoldstadt fertig werden, wo auf Gründen der Trabrennbahn Krieau rund 27.000 Quadratmeter an Büros entstehen sollen.

 

Noch keinen Termin gibt es weiterhin für den "DC Tower 2" auf der Donauplatte. BAI-Chef Thomas Jakoubek betont bloß nach wie vor bei jeder Gelegenheit, dass er "sicher gebaut wird".

 

 

 

Der Standard