WirtschaftsBlatt: Wie ist der aktuelle Stand in Sachen IPO?

 

Daniel Riedl, CEO Buwog: Wir verhandeln einen großen Zukauf mit 18.000 Wohneinheiten, mit dem wir unseren Bestand in Deutschland auf an die 27.000 Wohnungen erhöhen könnten und damit dort in etwa gleich viele Wohnungen wie in Österreich hätten. Ich hoffe, dass wir hier in den nächsten Wochen zu einem Abschluss kommen. Dann können wir die nächsten Schritte setzen, wobei die Wahrscheinlichkeit für einen Spin-off der Buwog höher ist als für ein IPO. Das Ziel ist jedenfalls, dem Anleger mit der Buwog einen stabilen Titel mit attraktiver Dividendenrendite zu bieten.

 

Wie ist der Zeitplan?

 

Wenn möglich, peilen wir noch das erste Halbjahr an, es kann aber auch das zweite werden. Die Vorbereitungen sind vielschichtig: Neben der Akquisition schaffen wir die Strukturen für die Verselbstständigung der Buwog. So müssen wir etwa einige Funktionen besetzen, die bislang vom Konzern übernommen worden sind, zum Beispiel interne Revision oder Konsolidierung.

 

Ist die Trennung Buwog-Immofinanz nicht schwierig?

 

Der Vorteil ist, dass die Buwog nie vollständig in die Immofinanz integriert wurde, sondern ein selbstständig geführtes Tochterunternehmen ist.

 

Kommen neue Mitarbeiter?

 

Derzeit haben wir rund 420 Mitarbeiter, durch die oben erwähnten Neubesetzungen kommen zehn bis 15 Personen hinzu. Wenn wir in Deutschland 18.000 Wohnungen erwerben, so ist dies natürlich mit einem signifikanten Zuwachs verbunden. Denn diese Wohnungen müssen ja auch betreut und verwaltet werden.

 

Wird auch nach diesem Deal weiter zugekauft?

 

Die Großakquisitionsphase wäre dann vorerst abgeschlossen. Aber mit der Buwog soll ein Unternehmen an die Börse gehen, das auch weiterhin akquiriert - das ist in unseren Wachstumsplänen auch abgebildet. In Österreich, vor allem in Wien, ist es aber schwierig, über Zukäufe zu wachsen. Ich wüsste nicht, wo wir 1000 Wohnungen oder mehr erwerben könnten. Im Development-Bereich hingegen wachsen wir kontinuierlich.

 

Und wer wird neben Ihnen im Vorstand sitzen?

 

Jedenfalls ein Finanzvorstand, der von außen kommen wird.

 

Eventuell ein Top-Manager aus Deutschland?

 

Die Fähigkeiten sind wichtiger als die Herkunft, Deutschland-Erfahrung schadet aber sicher nicht.

 

Wie viele neue Wohnungen sind in Planung?

 

3550 in Wien und 1700 in Berlin. Insgesamt entwickeln wir derzeit 5250 Wohnungen mit Gesamtinvestitionskosten von 1,3 Milliarden €. Aber alle werden verkauft, wir bauen nichts ins Portfolio. Auch aus dem Bestand wird weiter parifiziert, in Österreich verkaufen wir rund 500 Einheiten pro Jahr. Dieser Bereich läuft sehr gut, wobei auch die gestiegenen Preise im Neubau helfen.

 

Wo liegen derzeit die Einstiegspreise in Österreich?

 

Im geförderten Eigentumsbereich bei 2400 €, im freifinanzierten zwischen 2500 und 2800 € und im gehobenen Bereich zwischen 5000 und 7000 € pro Quadratmeter. Wobei der höherpreisige Bereich (siehe Projekt in der Pfarrwiesengasse, Tabelle) für uns eher neu ist. Aber wir wollen ein Generalist sein und den Wohnungsmarkt quer durch alle Preislagen bedienen, daher wird es weitere Projekte in sehr guten Lagen geben.

 

So bauen wir auch in der Seestadt Aspern und sind bei der Wohnbauinitiative Call von Stadtrat Ludwig dabei, in deren Rahmen günstige Mietwohnungen ohne Förderung errichtet werden. Wir würden gerne noch mehr bauen - und wenn wir uns von der Politik etwas wünschen könnten, wäre das eine Beschleunigung des Widmungslaufes, auch dürfen die unvermeidlichen Anrainerbeschwerden Projekte nicht ewig verzögern.

 

Der Wohnungsmarkt stagniert, spürt die Buwog das?

 

Nein, wir verkaufen nicht weniger. Die Qualität und die Lage werden aber immer wichtiger. Die Preise können nicht ewig steigen, zehn Prozent plus pro Jahr wird es künftig nicht mehr geben. Ich erwarte aber moderate Preissteigerungen.

 

Wie läuft der Wohnbau in Deutschland?

 

Die Verfahren laufen in Berlin anders als in Wien, aber wir haben uns in beiden Hauptstädten eine gute Kooperation mit den Behörden aufgebaut. Im Gegensatz zu Wien ist die Verfügbarkeit von Grundstücken in Berlin allerdings deutlich besser.

 

Die Themen Wohnraum und Mieten sind in Deutschland durch die Wahlen in den Fokus geraten: Stichwort Mietpreisbremse. Was bedeutet das für die Buwog?

 

Natürlich ist es nicht angenehm, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Aber damit muss man umgehen. Kommen internationale Investoren in ein Land wie Deutschland, dann empfinden diese das dortige Mietrecht wahrscheinlich als relativ restriktiv. Für uns Österreicher, die nach Deutschland kommen, drängt sich hingegen das Wort „Paradies" auf. Bei dem Bestand, den wir in Deutschland gekauft haben, betrifft uns das Thema Mietzinsbremse nicht wirklich.

 

Sind auch neue Märkte für Buwog interessant?

 

Wir bleiben ein reiner Österreich- und Deutschland-Player, wobei wir für Deutschland zwei Wachstumsräume definiert haben: zum einen Berlin, zum anderen Nordwestdeutschland - das ist vor allem der Raum zwischen Kiel und Kassel.

 

Quelle: wirtschaftsblatt.at