WIEN. Green Building ist derzeit der zentrale Wachstumsmotor der Immobilienbranche -aber nur, weil ein Gebäude nachhaltig, ökologisch und energiesparend ist, bringt es nicht unbedingt höhere Mieten oder höhere Renditen für den Investor. Das ist das ernüchternde Fazit der vierten Green-Building-Konferenz des Veranstalters Confare in Wien, an dem kürzlich Vertreter von Baufirmen, Gebäudezertifizierern, Maklern und der führenden Immobilienkonzerne teilnahmen.

"Der Immobilienmarkt in Österreich honoriert die Investitionen in Energieeffizienz noch nicht", sagt Gregor Drexel, Leiter Asset Management der CA Immo. "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Miete und Betriebskosten." Daher sei kein ökonomischer Anreiz für höhere Energieeffizienz nachweisbar. Auch die Studien, denen zufolge Green Buildings höhere Mieten oder Verkaufspreise brächten, zweifelt Drexel an -zumal solche Studien aus den USA für Österreich nichts aussagten. "Der Büronutzer sucht attraktive Mieten und eine gute Lage, der Investor eine stabile Rendite", so ein Makler am Rande der Konferenz. Laut EHL Immobilien bringen im Bürobereich Green Buildings bloß um einen €je Quadratmeter im Monat höhere Mieten. Dieser Unterschied rechtfertigt eine teure Sanierung nicht.

Beim Neubau habe sich die Nachhaltigkeit bereits durchgesetzt, meint Immofinanz-Vorstandsmitglied Daniel Riedl. Sanierungen mit anschließender Zertifizierung seien jedoch nur sinnvoll, wenn das Objekt sich so besser verkaufen ließe. "Wirtschaftlichkeit ist und bleibt der treibende Faktor", sagt Riedl. Nachhaltigkeit sei wirtschaftlich, allerdings nicht, was den Verkaufspreis, sondern was die Bewertung angehe, sagt Martin Roth, Geschäftsführer der Bank-Austria-Tochter Immobilien Rating: Niedrigere Betriebskosten ermöglichen eine höhere Restnutzungsdauer und ein niedrigeres Risiko bei der Neuvermietung, was sich positiv auf die Bewertung des Objektes auswirkt -und bekanntlich müssen große Investoren die von ihnen gehaltenen Immobilien jährlich neu bewerten.

Nachhaltige Häuslbauer

Im privaten Hausbau gebe es einen Trend zur Nachhaltigkeit, weil Errichter, Betreiber und Nutzer dieselbe Person seien. Je weiter diese drei Gruppen voneinander entfernt wären, umso weniger werde auf Energieeffizienz Wert gelegt, meint Konrad Gornik, Nachhaltigkeits-Experte bei Life Cycle Cost Optimisation (LCCO). Dabei dauere es im Wohnbereich am längsten, bis die Energiekosten die Errichtungskosten übersteigen (siehe Grafik)-bei Büros sowie bei öffentlichen Gebäuden könne sich mehr Effizienz viel schneller rentieren.

Grafik: ENERGIEKOSTEN WERDEN OFT UNTERSCHÄTZT

(WirtschaftsBlatt, Andre Exner, Print-Ausgabe, 2013-10-18)