Vier Nächte im Viersternehotel in Cannes um 149 Euro pro Person. Das Angebot, gesehen bei einem heimischen Reisediskonter, klingt sehr vernünftig. Dann ein Blick in die verfügbaren Termine: buchbar von Jänner bis April - mit Ausnahme von 10. bis 15. März. "Zufällig" ist das heuer genau der Mipim-Termin.

 

19.000 Immo-Profis

 

Wenn in Cannes Immobilienmesse ist, dann holen sich die Hotelbetreiber an der Côte d'Azur natürlich keine billigen Pauschaltouristen in ihre Betten; schließlich lässt sich mit der internationalen Immobilienbranche im Normalfall immer noch gutes Geld verdienen. Zur 25. Auflage der global bedeutendsten Immobilienmesse, die am Dienstag beginnt, haben sich mehr als 19.000 Immo-Professionals aus aller Welt angekündigt, darunter sind laut Veranstaltern allein rund 3000 Vorstände.

 

Weniger Österreicher

 

Wie lange das noch so gehen kann, ist aber - zumindest was die Besucherinnen und Besucher aus Österreich betrifft - fraglich: Immer öfter hört man von "alten Hasen" der Branche, die viele der bisher 24 Mipims besucht haben, dass es heuer möglicherweise ihre letzte für längere Zeit sein werde. Wieder andere, die im Vorjahr noch in Cannes gesehen wurden, reisen heuer erst gar nicht an.

 

Und so kommt es, dass heuer nur noch rund 220 Vertreter österreichischer Firmen auf der Mipim sein werden. Zum Vergleich: 2012 waren noch knapp 260 Österreicherinnen und Österreicher vor Ort, 2013 haben sich schon nur noch 250 akkreditiert. Die Tendenz ist also sinkend, und das dürfte auch in den nächsten Jahren so bleiben.

 

Teure Tickets

 

Nicht selten hört man nämlich Beschwerden über die - auch im Vergleich mit der zweiten großen und für Österreich wichtigen Immobilienmesse, der Expo Real in München - ausgesprochen teuren Eintrittskarten in Cannes. Das reguläre Ticket für die Mipim kostet etwas mehr als 1500 Euro - allerdings nur im Vorverkauf. Ab Anfang März muss man sogar 1700 Euro dafür hinblättern. In München zahlt man für die Dauerkarte im Vorverkauf hingegen keine 400 Euro.

 

Die Situation der Hotels ist freilich auch an der Isar ausufernd: Die Nacht von Montag auf Dienstag der alljährlich im Oktober stattfindenden Expo Real ist für ganz München die am besten ausgelastete im ganzen Jahr - selbst mit dem kurz davor stattfindenden Oktoberfest kommt man daran nicht heran.

 

Mit dem Zug nach Cannes

 

Das lässt viele Unternehmen über kostengünstigere Alternativen nachdenken. Richard Wilkinson, CEO der Erste Group Immorent, wird zum Beispiel nicht mehr in Cannes übernachten, berichtet er dem STANDARD. "Das ist zu teuer. Ich übernachte in Nizza und fahre mit dem Zug nach Cannes. Vom Bahnhof zur Messe sind es nur fünf Minuten zu Fuß." Schließlich müsse jeder "auf die Kosten ein wenig achten", so Wilkinson.

 

Der Vorstandschef fährt außerdem nur noch jedes zweite Jahr nach Cannes, die beiden Vorstände wechseln sich ab. "Für die Industrie insgesamt ist die Mipim natürlich der größere Event, aber die für unsere Regionen bzw. für ganz Zentraleuropa viel wichtigere Messe ist die Expo Real."

 

Das sieht man bekanntlich auch im Wiener Rathaus so. In München ist die Stadt seit mehreren Jahren durch Mitglieder der Stadtregierung hochrangig vertreten. Die Mipim in Cannes lässt man dafür links liegen.

 

EU-Kommission als Ausstellerin

 

Global betrachtet, wird die heurige Messe ganz im Zeichen von Brasilien, Russland und der Türkei stehen, den drei heurigen "Countries of Honour". Der Türkei wird diese Ehre bereits zum zweiten Mal hintereinander zuteil.

 

Das 25-Jahr-Jubiläum begeht Veranstalter Reed Midem unter anderem mit einem Festkonzert im Carlton Hotel (für geladene Gäste), außerdem mit einer groß angekündigten "big debate" über die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Immobilienwirtschaft in den nächsten 25 Jahren. Unter den Gratulanten ist auch die Europäische Kommission, sie wird heuer erstmals als Ausstellerin auf der Mipim vertreten sein und will in Cannes einen Finanzierungsplan zur Unterstützung der Entwicklung von "smart cities" vorstellen. 92 Millionen Euro liegen dafür in Brüssel zum Abholen bereit.

 

Quelle: Martin Putschögl, derStandard.at, 9.3.2014