St. Pölten / Wien - Neben der Organisation der gerade anlaufenden AK-Wahlen hat die Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) noch ein anderes, ungleich Größeres und nicht alle fünf Jahre wiederkehrendes Projekt am Laufen. Vor knapp zwei Jahren entschied sie, ihren Hauptstandort von Wien nach St. Pölten zu verlegen - "nachdem zuerst die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit geprüft wurde", erklärt Günter Mayer, Leiter des Geschäftsbereiches Personal und Infrastruktur bei der AKNÖ. Und nachdem im März 2012 ein passendes Grundstück gefunden worden war: 13.000 Quadratmeter in der Herzogenburger Straße in Bahnhofsnähe, am Gelände des ehemaligen Schlachthofes.

 

Jugendzentrum abgesiedelt

 

Einziges Problem: Ein Jugendzentrum samt einer Kulturhalle befand sich darauf. Also suchte man nach einer Lösung mit der Stadt. Und diese wurde auch recht bald gefunden: Die AKNÖ bekam vertraglich das Baurecht auf den Schlachthofgründen, musste im Gegenzug aber das Jugendzentrum auf eigene Kosten ein Stück weit absiedeln. Teil des Plans war außerdem, dass die derzeit noch als Bezirksstelle genutzte, unmittelbar beim Bahnhof gelegene Immobilie der AKNÖ nach dem Umzug der dortigen Mitarbeiter in den Neubau an die Stadt fällt.

 

Mittlerweile sind das Jugendzentrum "Steppenwolf", die Kulturhalle "frei:raum" und ein direkt angrenzendes Parkdeck für die neue Zentrale um 3,6 Millionen Euro fertiggestellt, am 7. Jänner nahm man deshalb den dritten und größten Bauabschnitt in Angriff: den Hochbau des Bürogebäudes für 350 Mitarbeiter.

 

18.000 Quadratmeter

 

Mit den Planungen wurde das Hollabrunner Büro Maurer & Partner beauftragt. Der Entwurf sieht ein Niedrigstenergiegebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von rund 18.000 m² vor. Die Leitidee hinter dem Design erklärt Stephan H. Schmitt, Projektleiter bei Maurer & Partner: "Grundlegender Aspekt war, die Arbeiterkammer in ihrem Tun darzustellen" , dabei habe sich - unter Einbeziehung der Mitarbeiter und mithilfe eines sogenannten "Moodboards" - sehr stark das Thema "Verflechtung" herauskristallisiert. Das viele Glas im Eingangsbereich stelle die Basis der Kammer dar, sagt Schmitt, "nämlich ihre Mitglieder". Darüber "verästeln" sich die verschiedenen Bereiche der Arbeiterkammer - ein Konzept "das sich auch im Inneren widerspiegelt".

 

Von Maurer & Partner stammen Einreich- und Ausführungsplanung, für die Umsetzung hat sich die AKNÖ aber im Dezember einen sogenannten "Totalunternehmer" geholt: In einem EU-weit ausgeschriebenen, mehrstufigen Vergabeverfahren hat sich die Bietergemeinschaft Gerstl-Steiner gegen anfangs sieben, in der zweiten Runde drei Mitbewerber durchgesetzt. "15 Punkte von 100 wurden dabei von einer Kommission vergeben, der Rest wurde vom Preis bestimmt", erklärt Mayer. Dabei wurde das obere Ende des zuvor festgelegten Preisbands von 30 bis 35 Millionen Euro mit 0 Punkten bedacht, das untere Ende mit dem Punktemaximum. Der Fixpreis, um den Gerstl-Steiner den Bau nun fertigstellen muss, liegt bei 33,2 Millionen Euro und enthält auch den technischen Gebäudebetrieb für die ersten Jahre inklusive kompletten Facility-Managements.

 

Neben der Verantwortung für die örtliche Bauaufsicht liegt damit auch das Risiko, dass die Kosten noch steigen könnten, beim Totalunternehmer. "Die Architekten arbeiten weiter in unserem Auftrag mit, Änderungswünsche der Bauherren werden aber zunächst mit uns abgesprochen", erklärt Reinhard Egger von Gerstl-Steiner. Wie viel noch geändert werden darf, ist grob festgelegt.

 

Buwog übernahm Wiener Standort

 

Ganz genau will man hingegen schon das Fertigstellungsdatum kennen: "Der Bau wird am 7. Jänner 2016 übergeben", heißt es vonseiten der AKNÖ - die Bauzeit soll also zwei Jahre nicht überschreiten. Im Frühjahr 2016 will man (gemeinsam mit dem ÖGB) das neue "ArbeitnehmerInnenzentrum" beziehen. Die bisherige Zentrale in der Windmühlgasse 28 in Wien-Mariahilf wurde bereits an die Buwog verkauft, die dort ab Herbst 2016 zwischen 50 und 60 Wohnungen errichten wird, wie ein Sprecher erklärt.

 

Quelle: Martin Putschögl, DER STANDARD, 1.2.2014