Wien. Der Büromarkt in der Bundeshauptstadt stellt sich derzeit wenig schwungvoll dar. „Im Vergleich zu anderen Metropolen bleibt Wien als Bürostandort, je nach Wirtschaftslage, langweilig oder stabil", sagt Stefan Wernhart, Leiter des Market Research des Immobilienberatungsunternehmens EHL.

Jedoch könnte die geringe Dynamik auf dem Büromarkt in der Donaumetropole bald zu Engpässen im Angebot führen. So wurde, laut der Immobilienspezialisten CBRE, im ersten Halbjahr 2013 mit 430 Millionen € um mehr als 100 Millionen € weniger investiert als im Vergleichszeitraum 2012.

Der Wiener Büroimmobilienmarkt nähert sich einem neuen Tiefststand bei der Neuflächenproduktion. Für heuer erwarten die beiden Immobilienexperten rund 170.000 Quadratmeter an Neuflächen, 2014 werden es, laut EHL, nur noch 100.000 Quadratmeter sein.

Das überschaubare Angebot an Neuflächen führt Wernhart darauf zurück, dass neue Projekte ohne Vorvermietung kaum zu realisieren seien: „Die Banken vergeben kaum Kredite. Immobilienentwickler brauchen viel Eigenkapital." Das knappe Angebot scheint sich vor allem im innerstädtischen Bereich, wo derzeit besonders wenig neue Flächen auf den Markt kommen, auf die Preise auszuwirken. So sind laut dem Immobilienmakler Collier die Mieten in der Innenstadt heuer um
6,8 Prozent gestiegen.

Eine Entwicklung, die den Büromarkt weiter unter Druck setzen könnte: Immer mehr Büroflächen werden von Wohnbauträgern gekauft, „was bei maximal 7000 bis 8000 € pro Quadratmeter im Büro- und bis über 20.000 € im Wohnbereich in der Innenstadt nicht verwundert", sagt Andreas Ridder, Geschäftsführer von CBRE Österreich. „Auch in den guten Lagen zwischen Ring und Gürtel ist das Verhältnis ähnlich." Die Kombination aus geringer Fertigstellungsleistung und steigender Nachfrage wegen des Wirtschaftsaufschwungs könnte, laut Ridder, schon bald zu einem Engpass bei erstklassigen Büroflächen führen.

Wernhart sieht ab 2015 eine Verbesserung der Situation - dann, wenn die neuen Zentralen von Großkonzernen wie ÖBB, Erste Group oder Post bezugsfertig sind. Damit werden in attraktiven Lagen zahlreiche Büroflächen frei, die selbst wieder auf den Markt kommen werden.

 

(QUelle:Wirtshaftsblatt,06.11.2013, Christian Sec)