Für Michael Widmann, geschäftsführender Gesellschafter bei PKF Hotelexperts, ist es ein „Duell der Giganten" - gemeint sind die Hotelmärkte Wien und Berlin. Was sie unterscheidet und was sie vereint, war Thema einer Diskussionrunde bei der IIR-Fachkonferenz „Hotelimmobilie 2014" in Wien. Der Blick auf die nüchternen Zahlen zeigt vor allem erst einmal Unterschiede. 27 Millionen Nächtigungen gab es 2013 in Berlin; rund zwölf Millionen in Wien. In Berlin stehen rund 800 Beherbergungsbetriebe zur Auswahl; in Wien ist es etwa die Hälfte. Wien setzt eher auf mondänen Luxus à la Park Hyatt und Ritz Carlton; Berlin vertraut auf hippe und neue Hotelkonzepte.

 

Hier wie dort wird es in den kommenden Jahren ordentlich Nachschub geben: Bis 2017 sollen in Berlin bis zu 40 neue Hotels mit 8400 Zimmern dazukommen. In Wien sind allein 2500 Zimmer im Umfeld des neuen Hauptbahnhofs in Planung. „Viele undifferenzierte Produkte, die alle im gleichen Teich fischen", kritisiert Widmann und fügt hinzu: „Ich halte das für problematisch."

 

 

Wenig Innovation

 

Das sieht auch Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, so. „Da ist außer dem Future Hotel nicht sehr viel Innovation angesiedelt. Das ist schade." Hinter dem „Future Hotel" der Hoteliersfamilie Komarek steckt ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart, das ausloten will, welchen Einfluss globale Trends wie demografischer Wandel oder wachsendes Umweltbewusstsein auf die Hotellerie haben (das WirtschaftsBlatt berichtete).

 

Die Frage, ob Berlin noch Platz für neue Hotels hat, beantwortet Willy Weiland, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin, gelassen. „2020 erwarten wir 40 Millionen Übernachtungen. Das ist eine Entwicklung, die keiner voraussehen konnte." Für Michael Widmann ist es weniger eine Frage, wie viel Kapazität in Wien noch hinzukommt, sondern eher, welche Art der Kapazität. „Das Stue in Berlin ist allein eine Reise wert. Gewisse Produkte können eine eigene Nachfrage generieren." Der seltsame Name „Stue" bedeutet auf Dänisch „Wohnzimmer". Das Hotel ist in der ehemaligen dänischen Botschaft untergebracht und wird von den drei Investorenfamilien aus Spanien, Andorra und Panama persönlich geführt.

 

Norbert Kettner von Wien Tourismus versteht die Kritik am „Einheitsbrei" - allerdings nur teilweise: „Natürlich ist es schwierig mit vielen gleichen Produkten. Aber eine Stadt kann nun mal nicht entscheiden, welche Hotels gebaut werden." Generell hält Kettner den Wiener Markt für gut aufgestellt - und satt.

 

Quelle: wirtschaftsblatt.at