Die grüne Wiese ist den Vorarlbergern heilig. Dementsprechend eingeschränkt ist auch der Platz für neue Gewerbeimmobilien. Aber auch die Bodenverhältnisse sind oft schwierig, vor allem im Vorarlberger Unterland: „Der Tiefbau bietet erfahrungsgemäß das größte Überraschungspotenzial. Hier ist bei der Kostenschätzung besonderes Augenmerk auf die notwendigen Gründungsmaßnahmen zu legen, um massive Abweichungen zu vermeiden", sagt Clemens Bechter, Projektleiter beim Leuchtenhersteller Zumtobel. 

 

Um weiteres Wachstum im Bereich LED zu ermöglichen, hat die Zumtobel-Gruppe in den vergangenen eineinhalb Jahren ihren Standort in Dornbirn vergrößert. Der Lichtspezialist investierte 20 Millionen € in eine neue Produktionshalle mit 8500 Quadratmetern Fläche und einen angeschlossenem Bürotrakt mit weiteren 2000 Quadratmetern.

 

Es sei wichtig, sich ausreichend Zeit für die Planung zu nehmen, sagt Bechter. Der richtige Ablauf: Zuerst müssen die betrieblichen Erfordernisse im Rahmen eines Masterplanes eruiert und, davon abgeleitet, die Details erarbeitet werden. Angebote mehrere Anbieter zu haben, bringe viel Bewegung in die Preisgestaltung, so Bechter.

 

Da die Baufläche in Vorarlberg knapp ist, sind die Preise für Industriegründe in den vergangenen drei Jahren um 30 bis 40 Prozent gestiegen, sagt Elmar Hagen, Fachgruppenobmann der Vorarlberger Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Ein Quadratmeter kostet von 200 € aufwärts, rund um den Güterbahnhof Wolfurt und nahe den Ballungszentren sind es 500 €.

 

Mangelware sind im Ländle vor allem große Lagerhallen. So mancher Betrieb hat deshalb bereits den Standort an die deutsche Grenze verlagert, wo die Preise um ein Viertel niedriger sind.

 

Schlüsselfragen in puncto Lage sind auch: Gibt es eine Anbindung an ein hochwertiges Verkehrsnetz, unter anderem an die Autobahn? Kann der bisherige Markt weiterhin gut bedient und können neue Kunden erschlossen werden?

 

„Die Langfristigkeit der Investition sollte genau betrachtet werden, insbesondere auch im Hinblick auf mögliche Nachnutzungs- und Erweiterungsszenarien. Damit wird in der Regel die Werthaltigkeit wesentlich gesteigert", sagt Bernhard Ölz, Geschäftsführer der Projektentwicklergruppe Prisma. Darüber hinaus sollte es im Umfeld des Standorts auch soziale Infrastrukturen wie Kinderbetreuung, Restaurants oder Wohnmöglichkeiten geben, damit für Mitarbeiter motivierende Voraussetzungen vorhanden sind.

 

 

Neue Regeln für EKZ

 

Auch Handelsflächen im Ländle sind ein knappes Gut: Die Gewerbeparks wie etwa der Messepark sind brechend voll, genauso die 1A-Lagen in den Innenstädten. In der Peripherie gibt es seit rund einem Jahr einen sehr restriktiven Umgang mit der Widmung neuer Handelsflächen. „Wir haben eine erhebliche Entwicklung bei Einzelhandelsflächen in den vergangenen Jahren gehabt", sagt Karlheinz Rüdisser, Landesstatthalter in der Vorarlberger Landesregierung.

 

Das Land hat gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine Studie in Auftrag gegeben, in der die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten für Handelsflächen abgeschätzt werden. Anhand der Ergebnisse will das Land Vorarlberg eine „Optimierung des raumplanerischen Genehmigungsverfahrens" prüfen. 

 

Geprüft werden derzeit auch die strengen Bau-Auflagen. Die Bandbreite reicht von Vorschriften betreffend Brandschutz bis hin zur Energieeffizienz. Der Schwerpunkt liegt auf dem Wohnbau, gewisse Vorschriften gelten aber auch für den Bau von Gewerbeimmobilien. „Wir haben im Bau eine Überreglementierung, die die Baukosten verteuert", sagt Rüdisser.

 

 

Quelle: wirtschaftsblatt.at